15.11.2016 - Leserbrief von Matthias Seifert
Nicht nur bei einem "Faktencheck" sollten die Fakten stimmen, sondern auch bei einer
"Stellungnahme" zu einem Faktencheck.
Die Haßfurter Power-To-Gas-Anlage wird offenkundig nicht nur mit Wind- und Solarstrom
betrieben, sondern mit dem jeweils im Netz des Haßfurter Stadtwerkes vorhandenem
Strommix - also vor allem mit Kohle- und Atomstrom.
Windindustrie- und PV-Anlagen werden nicht bei Stromüberschüssen abgeregelt, sondern
nur bei drohenden Überlastungen des Netzes. Dagegen hilft die Power-To-Gas-Anlage aber
gar nicht, da für deren Betrieb der Strom erstmal von den Stromerzeugern durch das
öffentliche Netz bis zu dieser Anlage geleitet werden muss. Das funktioniert aber natürlich
nur, wenn das Netz dabei nicht überlastet wird.
Dass auch nicht erzeugter Strom durch die Stromkunden vergütet wird, trifft allerdings
tatsächlich zu. Wenn man diese erhebliche Kosten einsparen wollte, müsste man lediglich
das EEG entsprechend ändern.
Das Gasnetz insgesamt hat zwar tatsächlich eine erhebliche Speicherkapazität, diese wurde
aber für die notwendige Zwischenspeicherung der heutigen Gasversorgung aufgebaut.
Wenn dieses Netz nun auch noch die Zwischenspeicherung von ansonsten nutzlosem
Strom aus Windindustrie- und PV-Anlagen missbraucht werden soll, muss es
selbstverständlich entsprechend ausgebaut werden. Die Kosten werden natürlich wieder die
Stromkunden schultern müssen (vielleicht aber auch die Gaskunden). Davon abgesehen
hat das Gasnetz (im Gegensatz zum Stromnetz) eine vorgegebene Fließrichtung. Der in
Haßfurt erzeugte Wasserstoff kommt also beim aktuellen Gasnetz gar nicht bis in
irgendwelche Gasspeicher.
Um aus dem Gas wieder Strom zu machen, benötigt man nunmal zusätzlich
Stromerzeugungsanlagen. Für die direkte Nutzung von Wasserstoff wäre z.B. eine
Brennstoffzelle geeignet. Will man stattdessen ein Gaskraftwerk (also z.B. das vorhandene
Blockheizkraftwerk) betreiben, muss aus dem Wasserstoff erst Methan (Windgas) erzeugt
werden. Beides ist in Haßfurt nicht vorhanden, somit handelt es sich also auch nicht um
einen Stromspeicher. Zudem ist in beiden Fällen der Gesamtwirkungsgrad als
Stromspeicher unterirdisch schlecht.
Die Wasserelektrolyse gehört zu den ersten Anwendungen des elektrischen Stroms
überhaupt und wurde bereits 1800 von Allesandro Volta entdeckt. Die Elektrolyse wird heute
großindustriell z.B. zur Herstellung von Chlorgas, Natronlauge und Aluminium eingesetzt.
Für die Herstellung von Wasserstoff hat die Elektrolyse auch nach über 200 Jahren
Entwicklung keine Bedeutung. Warum sich das nun innerhalb weniger Jahre ändern sollte,
ist nicht nachvollziehbar - gleiches gilt für die behauptete kurz bevorstehende drastische
Steigerung der bei der Gaserzeugung und Rückverstromung vorhandenen Wirkungsgrade.
Dass Wasserstoffelektrolyse grundsätzlich möglich ist, ist unbestritten. Das Stadtwerk
Haßfurt musste da gar nichts (auf Kosten seiner Kunden) beweisen. Die Technologie ist
aber für die Speicherung gewaltiger Strommengen unsinnig, da viel zu teuer. Auch das ist
längst bekannt und lässt sich auch durch Ideologien nicht aus der Welt schaffen.
Matthias Seifert
Hendungen